Scrambler Umbau
1995 war es dann höchste Zeit, sich mal wieder um mein Studium zu kümmern – außerdem begann im September unsere Familienbildungsphase. Daher war es erst mal vorbei mit den großen Touren – Motorrad gefahren wurde aber natürlich weiterhin, die Domi bekam wieder die Metzeler Enduro Reifen. Weil mir das Aussehen der Dominator ohne Verkleidung nicht gefällt habe ich damals schon mit dem Gedanken gespielt, sie zur Scrambler umzubauen – um das Aussehen zu testen, mittels Spanngurten etwas tiefergelegt.
Bevor da aber etwas draus werden konnte fing der Motor im Oktober 1995 zu klappern an, um dann eines Morgens nicht mehr anzuspringen – in der Werkstatt wurde mir mitgeteilt, das Kipphebel/Nockenwelle eingelaufen waren und ein Ventilsitzring rausgefallen war. Beides für die Dominator typische Überhitzungs- und Ölmangelschäden, nur wusste ich das damals mangels Google (wurde erst 3 Jahre später gegründet) noch nicht. Die Misere mit der KLR war mir noch frisch in Erinnerung - beleidigt schob in die Domi in die Scheune und schmollte. Verkaufen wollte ich sie aber nicht, dazu hatte sie zu viel Spaß gemacht. Ein paar Monate später kam mir da ein Lesertest - Aufruf von MOTORRAD gerade recht um Dampf abzulassen – heute sehe ich das etwas milder.
Nachdem ich ausgiebig geschmollt hatte, besorgte ich mir einen Teileträger als Organspender und machte sie wieder fahrbar, auch die Verkleidung des Teileträgers wurde verwendet. Auf den ersten Fahrten machte dann der eingebaute Motor Mucken – hoher Ölverbrauch, geringe Leistung und zweimal hatte ich sogar einen Kolbenklemmer. Angeblich war der Motor wegen eines Sitzringschadens schon mal überholt worden – und das war er wohl schon, nur anscheinend auf „russisch“ - die Sitzringe waren mit Körnerschlägen gesichert. Also kurzerhand einen zweiten Austauschmotor besorgt, der dann ordentlich und vorerst ohne Mucken lief.
Für längere Motorradtouren war erstmal keine Zeit, aber trotzdem blieb das Leben spannend, denn nun ging es - leider ohne die Dominator – für ein paar Jahre in die USA – und u.a. auf Forschungsreisen in die Antarktis. Zurück aus Amiland kaufte ich neue (!) Verkleidungsteile, einen güldenen Lenker etc. für die Dominator und restaurierte sie originalgetreu – denn so gefällt sie mir eigentlich am besten. Leider bin ich wenige Tage nach der Neuzulassung im Tran auf eine Dose aufgefahren, die verbotenerweise nach links abbiegen wollte. Alles war demoliert, Tank, Verkleidung, Lenker, Tacho etc. … Gabel und Vorderrad sowieso. Wirtschaftlich betrachtet ein Totalschaden. Ich hatte noch nicht mal ein paar schöne Fotos gemacht, das einzige erhaltene zeigt meine Domi kurz vor der Zulassung in der Scheune, daneben wartet meine R80 auf den Anbau des Beiwagens.
Leider habe ich bei einem Festplattencrash vor ein paar Jahren fast alle Bilder vor 2005 verloren – bis 2000 hatte ich noch die guten alten Dias, die sich nochmals digitalisieren ließen, aber gerade aus der Umbauphase zur Scrambler sind nur noch wenige Bilder vorhanden – daher kann ich den Umbau auch nicht mehr vollständig nachvollziehen.Der NSU Max Tank passte nach einer Aufweitung des hinteren Tanktunnels halbwegs gut auf den Domirahmen. Bei den NSU Tanks gab es zwei Ausführungen – den der Max/Lux in flacher Tropfenform und den Tank der Supermax in hoher, sogennannter Büffelform mit 14l. Ein Augenmerk beim Umbau legte ich auf Reduzierung des Kabelsalats am Lenker – so wurde der Choke auf Direktbetätigung umgebaut.
Nur noch ein Gaszug - und dank Tacho in der Lampe eine sehr aufgeräumte und schlanke Lenkeransicht. Als Endurofahrer mochte ich Blinker mit starrem Halter nicht – daher gummigelagerte KLR Blinker. Aus heutiger Sicht natürlich unerträglich klobig. Das gleiche gilt für die originalen Spiegel mit Gummilager. Aber bisher habe ich noch keinen Zubehörspiegel gefunden habe, der den Vibrationen gewachsen war. Und die Querstrebe des Lenkers hat mich schon immer gestört – weil ich aber das Glanzgold des Lenkers mag blieb er vorerst. In der Scheune fand sich noch ein Tacho von einer XL185 der mit 80mm Durchmesser genau in die Zündapp DB200 Lampe paßte. Allerdings war er den Vibrationen nicht gewachsen, 3-4 von den Dingern wurden zerschüttelt, bevor ich eine ausreichende Gummidämpfung entwickelt hatte. Die Domi hat ja serienmäßig ein sehr breites Motorschutzblech, weil sich links das Werkzeugfach versteckt. Beides wurde entfernt, doch wohin mit dem Werkzeug? Die Tankfächer der Fünfziger brachten mich schließlich auf eine Idee – von einer Geldkassette wurde der Boden entfernt und auf den NSU Tank geschweißt. Da war dann neben dem Bordwerkzeug auch Platz für eine CDI – so ziemlich das einzige, was an einer Domi eigentlich kaputt gehen kann - vorausgesetzt, man schaut ständig nach dem Öl. Durch den flachen Tank wirkte der Lenker sehr hochgesetzt – drum wurden die Gabelbrücken durch welche von der XL600R ersetzt (diese gab es mit 39 und 41mm Durchmesser). Ohne die Gummilager kommt der Lenker ein ganzes Stück tiefer, sieht „cleaner“ aus und gibt außerdem noch ein direkteres Fahrgefühl. Vibrationen werden dadurch ab ca 130km/h Dauergeschwindigkeit unangenehm, das sollte man seiner Domi aber sowieso nicht antuen.
Ansonsten wollte ich in erster Linie wieder fahren können, es kam mir also gar nicht drauf an, dass alles gleich perfekt wird. Daher wurde auch erstmal nur eine leicht angepasste Sitzbank verwendet. Hinten kam dann noch die Schwinge samt Hinterrad von einer US-Domi rein damit alles noch ein bisschen mehr Oldstyle wird. Die Trommelbremse lässt sich sogar feiner dosieren als die recht giftige Scheibenbremse. Links der erste Versuch eines Seitendeckels – misslungen. Komische Tank-Sitzbank Linie mit Sitzbank teilweise unter dem Tank - sieht man häufig bei Umbauten. Da eine Rahmenschweißung nicht in Frage kam, blieb nur, den Spalt zwischen Tank und Heckrahmen mit einem größeren Seitendeckel zu kaschieren. Am Anfang hatte ich noch einen MIVV Auspuff (mittleres Bild) – dieser hatte sich aber nicht bewährt (tatsächlich leiser als Original!). Es gibt keinen gescheiten Nachrüstauspuff für eine 88er Dominator – entweder sind es fürchterlich laute Brüll- oder zugestopfte Tüten, die Leistung kosten und den Abgasrückstau/Öltemperatur (besonders bei Einzelschalldämpfern) erhöhen. Bei der thermisch auf Kante genähten Domi keine gute Idee. Die einzig passablen Schalldämpfer waren m.E. die doppelten von Sebring - leider waren das enorm lange Kanonenrohre. Daher kam schon bald wieder der originale Auspuff dran und eine abgeänderte Sitzbank samt Seitendeckel sorgte für eine bessere Tanksitzbanklinie. In der Bucht hatte ich ein nagelneues Vorderrad samt neuer Bremsscheibe geschossen - erst Jahre später fand ich raus, warum das so billig war.
Optisch war die Sache aber für mich noch nicht rund – Scrambler waren ja ursprünglich nur Straßen Maschinen mit Enduro Lenker, hochgelegtem Auspuff und Stollenreifen, daher sah sie mir zu hochbeinig aus. Damit waren zwar Endurotouren passè, aber die Alpenpässe waren inzwischen fast alle gesperrt und Afrika weit weg …. und außerdem hatte ich inzwischen entdeckt, das sich die NX250 viel angenehmer im Gelände bewegen lässt, weil fast 40kg leichter. Daher wurde sie noch mit NTV Dämpfungsrohren und einen WIlbers Federbein tiefergelegt. Mit 130/100mm verbliebenen Federweg sind noch ganz ordentliche Geländeeinlagen möglich, allerdings auf Kosten einer straffen Abstimmung - so sanft wie original rollt sie damit nicht mehr ab. Vorne blieb die 21‘‘ Trennscheibe – mit diesem Setup bleibt die Fahrwerksstabilität erhalten bei noch größerer Handlichkeit, dank des niedrigeren Schwerpunkts. Als flacher Straßenrenner macht die Domi so noch mehr Spass. Schließlich fand sich in der Scheune noch ein GFK Nachbau eines KS750 Kotflügels, der sich für hinten zurechtschnitzen liess und ein Stahlrohrgepäckträger wurde auch noch angepaßt.
Stand Anfang 2006 (übrigens meines Wissens der erste Scramblerumbau einer Domi) - vorne noch ein Schutzblech einer XL185 (fand sich ebenfalls in der Scheune) – so konnte man sich schon wieder unter die Leute trauen.
Die Domi wurde dann in den folgenden Jahren zum Touren und zu Fahrten auf Treffen genutzt. Doch ein schlechtes Gefühl fuhr immer mit, denn die Ursache des Motorschadens des original Motors war mir immer noch nicht bekannt. Irgendwo in der Mitte Afrikas war damals bei der morgendlichen Ölstands Kontrolle der Rahmentank fast leer – sie hatte (nachdem der Ölverbrauch sonst bei ca 0,3L lag) bei der vorherigen 300km langen Tagestour fast 1,2l Öl verbraucht! Danach sank der Ölverbrauch wieder, es mussten aber täglich ca. 0,5l nachgefüllt werden. Zuhause, nach einem Ölwechsel, lag der Ölverbrauch wieder bei ca. 0,3l - absolut unerklärlich, schließlich regenerieren sich Ventilschaftdichtungen (die oft fälschlicherweise für den hohen Ölverbrauch verantwortlich gemacht werden) ja nicht von selbst.
Entsprechend vorsichtig war ich dann später – der Ölstand wurde morgens täglich überprüft, obwohl mir das Gepanschte mit dem Peilstab ziemlich auf die Nerven ging – meist musste sowieso nichts nachgefüllt werden, weil der Verbrauch des zweiten Austauschmotors gering war. Doch auch dieser war für Überraschungen gut – beim einem Alpenkratzen, mit anderen, weitaus stärkeren Maschinen war morgens auf einmal wieder der Öltank leer. Um dranbleiben zu können hatte ich die Domi bis zum letzten ausquetschen müssen, mit entsprechend hohen Öltemperaturen. Wieder fehlten 1,2l Öl, in der Folge kontrollierte ich auf jeden Stop den Ölstand – dieses Bild hat man auf der Tour sehr oft gesehen.
Zuhause, nach einem Ölwechsel, sank der Ölverbrauch ebenso unerklärlicher weise wieder auf ein normales Maß. Auch wenn dieses mal keine Folgeschäden zu beklagen waren – ich hatte die Nase gestrichen voll und dachte zum ersten Mal daran, mir ein anderes Motorrad zu kaufen. Bis „Langer“ auf die geniale Idee mit dem Ölschauschlauch kam. Nicht nur konnte man nun endlich jederzeit mit einem Blick (sogar beim Fahren) den Ölstand erkennen, damit wurde auch endlich bestätigt, was bisher nur vermutet wurde (denn in der Theorie müsste der Rahmentank ständig überlaufen, da die Rahmenpumpe stärker dimensioniert ist als die Pumpe zur Versorgung von Kopf, Getriebe etc.). Unter gewissen Umständen ist die Ölpumpe bei laufendem Motor nicht mehr in der Lage, das Öl wieder vollständig zurück in den Öltank zu pumpen ("wetsumping"). Klarer Fall, das sich mir so einen Ölschauschlauch zulegen musste - endlich war wieder angstfreies Fahren mit der Domi möglich - und sehr Custommäßig sieht es auch aus.
Ansonsten wurde in den folgenden Jahren nur noch wenig geändert – die Schalldämpfer rosteten schnell wieder und wurden diesmal Aluminium beschichtet - eine dauerhafte und kostengünstige Lösung.
Auf Touren wie zum 900km entfernten Domitreffen an der Ostsee machte die Domi dann viel Spass, nur der kleine Tank und das Tankfach störten – ein Tankrucksack findet damit einfach keinen sicheren Halt. Der Austauschmotor fing dann langsam an, mehr Öl zu verbrauchen - bei einer Laufleistung von ca 80.000km aber noch im Rahmen. Wie bei jedem anderen luftgekühlen Einzylinder sollte man dann, um teure Folgeschäden zu vermeiden, den Zylinder ausschleifen und den Kopf überholen – ich entschied mich aber dafür, den originalen Kicker-motor wieder zu reaktivieren. 2014-2016 war daher die Zeit für eine komplette technische und optische Überholung gekommen.