Zylinderkopf Reparatur NX650

Plötzlich auftretendes, hartes & lautes Klackern aus dem Zylinderkopf - Ventilsitz locker. Oder ein vernehmliches Klappern deutet trotz richtig eingestelltem Ventilspiel auf verschlissene Kipphebel hin. Das vermeintliche Schnäppchen stellt sich als Fehlkauf heraus. Was nun?

Im günstigsten Fall ist der Zylinderkopf nicht gerissen und der Ventilsitz glatt herausgerutscht, wie bei meiner Domi anno 1995 (Bild links). Dann kann der Zylinderkopf ohne Schweißarbeiten wiederverwendet werden. Der Motoren Instandsetzer stellte  beim "Backofentest" (ohne Ventile auf ca 160C° erhitzen  - sind Sitze locker fallen sie raus) fest, das ein weiterer Ring ebenfalls schon locker war (Bild Mitte - siehe Markierung) -  weshalb alle vier Sitzringe aus Spezialbronze neu angefertigt wurden. Diese Legierung wurde in alten XR600 Rennzeiten viel verwendet und hat den Vorteil, das sie eine ähnliche Wärmeausdehnung wie Aluminium hat. Ringe aus diesem Material lockern sich daher nicht so leicht wie Stahlsitze. Diese müssen mit mehr Übermaß eingeschrumpft werden, wobei der Zylinderkopf dann  an den sehr dünnen Stegen doch noch reißen kann. Siehe Bild rechts - der untere Sitz ist ein Stück herausgerutscht.

Bei durchgehenden Rissen ist guter Rat buchstäblich teuer. Manche Instandsetzer schweißen zwar relativ kostengünstig die Risse zu. Doch weil der Hitzeeintrag die kritischen Stellen noch weiter schwächt ist das oft russisches Roulette. Der Zylinderkopf links unten wurde geschweißt, damit lief der Motor eine Weile sehr ordentlich - bis dann doch wieder ein Sitzring raus rutschte.  Der Motor auf dem Bild in der Mitte war angeblich wegen eines Sitzringschadens schon mal überholt worden – und das war er wohl schon, nur anscheinend auf „russisch“  - die Sitzringe waren mit Körnerschlägen gesichert. Besorgt man sich einen gebrauchten Zylinderkopf sollte man darauf achten, das er bei einer Ur-omi die Öffnungen für das SLS (Bild links) verschlossen werden müssen.

Der andere Schadensfall im Zylinderkopf betrifft Nockenwelle und Kipphebel, die oft deutliche Materialausbrüche (Pitting) aufweisen - typische Ölmangelschäden (Bild links). Neuer Ersatz wäre sehr teuer, so das man sich meist auf dem Gebrauchtmarkt umschaut. Oft hat auch das mittlere Nockenwellenlager Riefen, was laut Motoreninstandsetzer unkritisch ist, da es kein Gleit- sondern nur ein Stützlager mit erhöhter Lagerluft ist. Bei dem Zylinderkopf rechts wurde durch Ölmangel die Nockenwelle buchstäblich Alu-beschichtet.

Und wenn der Zylinderkopf schon mal runter ist sollte man sich auch mal die Graugussbuchse des Zylinders anschauen, die oft schon verschlissen ist. Welcher Kolben verwendet wird ist Geschmackssache - geschmiedete  Kolben sind zwar günstiger, sollen aber angeblich durch Schrumpfung mehr Laufspiel verursachen. Für meine Domi habe ich daher einen originalen Kolben verwendet - mit 0,5mm Übermaß, weil die Laufbuchse deutliche Rostnarben hatte. Und eigentlich sollte man bei Motoren mit vielen Kilometern auf dem Buckel auch zumindest die Steuerkette wechseln - ein Bericht dazu folgt 2018 noch.


Immerhin sind Kurbelwelle und Getriebe sehr solide und auch bei hohen km-Ständen nur selten geschädigt - so reicht meistens eine Top-End Überholung von Zylinderkopf/Zylinder aus, wie hier bei dem originalen Motor meiner Domi.

Ein Bild von einem Motor ;-).