Reifenfabrikatsbindung & Reifenfreigaben NX650

Ein Ärgernis der Dominator war schon immer ihre Reifenbindung. Ursprünglich waren nur Dunplop K560 und Glitschstone TW41 freigegeben (zumindest die Dunlops scheint es schon nicht mehr zu geben). Und damit es der Fahrer auch nicht vergisst, waren die vorgeschriebenen Reifen auf einem Aufkleber auf dem Kettenschutz gelistet. Anfang der 90er gab es noch keine Freigaben von den Reifenherstellern, wer zum Beispiel den guten alten Metzeler Enduro aufziehen wollte, musste sich einer teure Einzelabnahme unterziehen. Das habe ich damals mit meiner Domi gemacht, denn die TW41/TW42 hafteten zwar gut, hielten aber besonders hinten nicht lange. Leider ist der alte Brief zusammen mit allen Unterlagen in einem Ordner bei einen meiner Umzüge verloren gegangen.

Im Brief der restaurierten Dominator sieht man aber sehr schön die Reifenentwicklung  im Wandel der Zeit. Zuerst nur die erwähnten Dunlop/Bridgestone, dann wurden zusätzlich Yokohama, Pirelli MT50 und Metzeler Enduro 4 eingetragen. Später wurde das alles aber ausgetragen und durch ein "Reifenpaarung eines Hersteller" ersetzt, d.h. die Reifenbindung der Dominator wurde ausgetragen und man kann (konnte) alles aufziehen, was den Anforderung bzgl. Geschwindigkeitsindex etc. entspricht.

Letzteres wurde möglich Mitte der 2000er Jahre, als durch das EU Recht einiges liberalisiert wurde. Damals habe auch ich die Reifenbindung bei meiner Domi austragen lassen. 2005 wurde sogar offiziell die Reifenbindung für nichtig erklärt (wegen Wettbewerbsrecht) - aber nicht bei Motorrädern, wo sie also immer noch gültig ist http://www.ifz.de/download/A_Z_ifz-reifenfabrikatsbindung.pdf

2005 wurde auch noch eine Tretmine für unsere Oldies gelegt - bei der Umstellung auf die neuen Papiere wurde festgelegt, das der Satz "Reifenfabrikatsbindung gemäß Betriebserlaubnis beachten" erscheinen muss. Ich hatte in der Vergangenheit schon öfter Diskussionen mit meiner Zulassungsstelle, weil dieser Satz offensichtlich der Austragung der Reifenbindung widerspricht. Irgendwann einmal ist mir dann mal der Kragen geplatzt und ich habe mich deswegen offiziell beschwert - ein paar Tage später hatte ich ein längeres Gespräch mit der Dame von der Zulassungsstelle, die wiederum mit der Landesbehörde und dem Kraftfahrtbundesamt gesprochen hatte.

Bottomline: die Austragung der Reifenfabrikatsbindung vor 10 Jahren war unrechtmäßig, da dies nur der Motorradhersteller veranlassen kann und ist daher nicht-existent.

Die Zulassungsstelle ist seit 2005 verpflichtet, in die Papiere den ominösen Satz rein zuschreiben, er ersetzt das damals übliche "nur reifen XYZ in xxx-xx"". Ich habe mehrmals nachgefragt, der Bestandsschutz greift nicht, weil der Tüv nicht berechtigt war, dies abzunehmen.

Daher wird man sich womöglich doch wieder mit Reifenfreigaben beschäftigen müssen - zum Glück gibt es eine reiche Auswahl, auf Anfrage sind auch viele Reifenhersteller bereit, weitere Freigaben zu erstellen.

Von Continental ist der TKC70, TKC80, Escape und TrailAttac freigegeben. Der TKC70 ist ein guter allround Enduroreifen, während Escape & TrailAttac reine Straßenreifen sind. Fürs Gelände taugt nur der TKC80, der allerdings im Matsch auch schnell aufgibt.

Michelin hat zwei Profile im Angebot, den Sirac und den reine Straßenreifen Anakee. Leider gibt es keine Freigabe für den T63, mein Lieblingsreifen fürs Gelände, da er auch Schlammtauglich ist und sich trotzdem noch manierlich auf der Straße fahren lässt.

Heidenau hat das größte Angebot (auch als 130er), vom K60 mit seinen bekannten Qualitäten (auch als SiO2 in Wintermischung) über den reinen Geländereifen K74/k79 (auf der Straße mit Vorsicht zu geniessen, schon bei der NX250 reissen gerne die Stollen ein) bis hin zum straßenorientierten K76 ist für jeden was dabei.

Von Metzeler/Pirelli ist der gute alte ENDURO 3, Tourance & Tourance EXP, der grobstollige MT21 und die MT90 und Scorpion Trail freigegeben.

Von Bridgestone schließlich ist das Straßenprofil BT45 erlaubt.