Ventilspiel einstellen

Da müssen nur die Ventile neu eingestellt werden“ sagte noch der freundliche Verkäufer. Aber auch nach dem Einstellen klappert der Motor weiter.

Soweit ein zwar längst im digitalem Nirwana verschwundener aber unvergessener Eintrag aus dem alten Domiforum. Doch eine Honda ist keine BMW, hier vergrößert sich das Ventilspiel nicht von alleine, sondern wird  - wenn alles ok ist – eher kleiner, wenn auch sehr langsam. Bei einem plötzlich auftretenden, lautem Klappern hat sich meist ein Ventilsitz gelöst, fast immer vom Auslass  - i.d.R. leicht am stark vergrößerten Ventilspiel zu erkennen.

In eher seltenen Fällen kann auch ein defekter Autodeko an der Nockenwelle Geräusche verursachen. Dieser Autodeko beinhaltet eine Fehlerquelle beim Einstellen des Ventilspiels, wenn die Drehrichtung der Kurbelwelle nicht beachtet wird (siehe weiter unten).


Zuerst werden die beiden Deckel an der Lima abgeschraubt – leider verleiten die großen Gewinde diese mit Gewalt anzuziehen. Anzugmomente sind aber nur 8 bzw 10nm – soviel wie für eine M6 Schraube üblich. Hier ist der Kurbelwellendeckel schon vergniedelt und musste mit dem Meißel gelöst werden.


 

Dann werden die vier Ventilkappen abgeschraubt – auch hier gibt es oft Murks (Anzugmoment 15nm). Es gibt tatsächlich Leute, die es schaffen, den Sechskant abzureisen. Übrigens benötigt man einen 24er Schlüssel, wie bei der Steckachsmutter des Hinterrads – das ist eben Honda.

Als nächstes kann (muss aber nicht) die Zündkerze raus geschraubt werden. Hier war eine „Vollgas“ (DPR9) Kerze eingeschraubt  - für den Normalbetrieb reicht aber eine DPR8.


Nun wird mit einer 17er Nuss die Kurbelwelle entgegen den Uhrzeigersinn gedreht, bis die „T“ Markierung im obigen Loch erscheint.

Über diesen simplen Satz gab es viel Verwirrung – zum einen, weil im 88er Werkstatthandbuch ein Fehler bzgl. der Drehrichtung steht.

Zum anderen, weil sich mehrere Markierungen auf dem Schwungrad befinden - dreht man entgegen dem Uhrzeigersinn erscheinen erst zwei senkrechte Striche, dann ein „F“ und erst nach zwei weiteren senkrechten Strichen erscheint das ersehnte „T“.


Der senkrechte Strich davor muss mit den Markierungen am Deckel ausgerichtet werden, dann stimmt es. Leider ist das in natura nicht so leicht zu erkennen wie auf dem Bild, eine Taschenlampe ist hilfreich.


Zur Kontrolle an allen vier Kipphebeln wackeln – haben alle vier Spiel hat die KW die richtige Stellung zum Einstellen. Ansonsten die KW  um 360° drehen und nochmals prüfen. Was nahtlos zu der Frage überleitet – wie viel Spiel darf es denn sein?

Offensichtlich war sich Honda da auch nicht einig – für die alte XL600R wurde noch 0,05/0,10mm (Einlass/Auslass) angegeben, für die 88er Dominator 0,10/0,12mm und für die letzte RFVC Variante FMX650 0,10/0,10mm. Oft wurde in Foren wegen der Hitzeproblematik empfohlen, das Auslassspiel auf 0,15 zu vergrößern – ob es außer einem erhöhtem Ventilgeräusch etwas bringt ist allerdings ungewiss.

Wie auch immer, das auserwählte Fühlerblatt muss sich „saugend“ durchziehen lassen – also mit etwas Widerstand, aber ohne Gewalt. Muss ein Spiel korrigiert werden die Kontermutter lösen und die Verstellschraube mit dem Schraubendreher drehen, bis die Fühlerlehre „saugend“ durchgeht. Die Stellschraube festhalten und die Kontermutter mit 25nm anziehen – fertig. Allerdings braucht man oft mehrere Versuche, weil beim Anziehen sich die Stellschraube dann doch meist ungewollt etwas mit dreht.