Vergaser reinigen

Springt die Dominator schlecht an oder stirbt an der Ampel ab (das berüchtigte Ploppundaus) ist es mal wieder soweit - der Vergaser muss gereinigt werden. Der Keihin Unterdruckvergaser arbeitet eigentlich sehr zuverlässig, nur Standzeiten machen ihn zu schaffen. Dann lagern sich Rückstände des verdunsteten Benzins ab, feinen Kanäle des Leerlaufsystems sind dann schnell zugesetzt. Daher sollte man vor längeren Standzeiten unbedingt die Schwimmerkammer leeren und den Benzinschlauch abziehen, damit kein Benzin nachlaufen kann.  Ansonsten läuft ständig Benzin nach, das immer dickere Ablagerungen verursacht. Rostet  dann auch noch der Tank wird es richtig lustig - dann bildet sich im Vergaser eine gallertartige, gummiartige Masse die selbst mit Ultraschall kaum noch vollständig zu entfernen ist.

 

Mit dem Vergaser der restaurierten 88er hatte ich das perfekte Demonstrationsobjekt. Laut Besitzer stand die Domi die letzten 13 Jahre abgemeldet in der Scheune und sprang  schlecht an. Äußerlich sah er ja noch ganz passabel aus.




VE80AA - der Vergaser der 88er Domi (muss mal den Auszug aus dem Honda Teilekatalog rauskramen, mit der Zuordnung Fahrgestellnummer-Vergasernummer). Grundsätzlich sollte die Vergasernummer immer zum Baujahr passen, denn von den Düsen abgesehen hat Honda nichts dokumentiert.


Die Kreuzschlitzschrauben sind zwar gute Qualität, doch empfiehlt sich gutes und passendes Werkzeug - bewährt haben sich Schraubendreher mit Riffelung (leider auf dem Bild schlecht zu erkennen) - eine rundgedrehte Schraube am Vergaser kann einem den ganzen Tag verderben.


Der O-Ring und die Scheibe der Gemischregulierschraube stecken meist fest und wollen nicht von alleine raus, bekommt man abermit einem Stück Draht oder so einem Zahnsteinkratzer raus.



Der Dreck im inneren hält sich im Grenzen - der Besitzer hat beim Einmotten mitgedacht und den Benzinschlauch abgezogen. Trotzdem ist eine Ultraschallreiniung fällig, denn nur so sind die feinen Bohrungen wieder ganz frei zu bekommen.




Die Vergaserdüsen sind ziemlich verdreckt, aber haben anscheinend noch keinen Lochfraß. Wahrscheinlich kann man sie daher weiter verwenden.

155er Hauptdüse - die richtige für die 88er Domi.

Damit die Reinigung Erfolg hat brauch man schon ein Gerät mit ordentlich Leistung - meiner Erfahrung nach bewirken die kleinen Hobby Geräte wenig. Aus diesem Grund sollte man die Vergaser auch möglichst vollständig zerlegen, je geringer das Gewicht der einzelnen Teile desto besser ist die Reinigungswirkung. Das destillierte Wasser  wird mit einem Wasserkocher erhitzt, so geht es erheblich schneller - und je heißer, desto besser. Als Mittel nehme ich Tickopur - andere Mittel auf Säurebasis haben die Verzinkung zu schnell angegriffen und die einstmals gelb verzinkten Teile werden grau (und später rostig).

Schaut doch schon wieder wie neu aus.




Nach dem Ultraschallen mit Wasser und danach mit Bremsenreiniger spülen und alle Bohrungen im Vergaser mit Druckluft ausblasen.





Beim Ausblasen vorsichtig sein, damit man nicht die Staubdichtungen der Drosselklappenwelle herausschießt, die links und rechts unter kleinen Blechdeckeln sitzen. Am besten montiert man vor dem Ausblasen die Drosselklappenwelle. Diese Dichtungen aus Filz habe ich bisher nirgendwo als Ersatzteil finden können, man kann sich aber mit passenden O-Ringen behelfen. Der kleine Hebel oben ist der sogenannte Man-Heber, der Keihin ist nämlich kein reiner Unterdruckvergaser.  Den Man-Heber überprüfen und die Feder wird zwischen die beiden Halter geklemmt.

Die Verfärbungen auf den Düsen sind nicht ganz weggegangen, aber da kein Lochfraß zu sehen ist kann man diese wohl bedenkenlos weiter verwenden. Originale Teile sind ja nicht billig.






Düsen und Gemischregulierschraube wieder ein schrauben - den winzigen O-Ring nicht vergessen - und bei der Uromi 2 1/2 Umdrehungen raus als Grundeinstellung.




Schwimmerventil / Schwimmer montieren und die Schwallkappe auf den Düsenstock aufsetzen


 




Luftabsperrventil / Feder / Deckel einsetzen. Die Membran des Ventils ist von sehr guter Qualität und härtet nicht aus.  Leider macht das ethanolhaltige Benzin der gelben Verzinkung zu schaffen - bei Standuhren fängt daher der Teller zu rosten an, diese kleinen Partikel verteilen sich dann im Vergaser und können für allerlei Mucken sorgen.





Die nicht verstellbare Düsennadel kann man mit M3 Unterlegscheiben (natürlich nur außerhalb des Geltungsbereichs der StZVO) etwas anheben und so für ein etwas fetteres Gemisch im mittleren Drehzahlbereich sorgen. Bei der sowieso schon fett abgestimmten Uromi reicht eine.


Drosselklappenwelle wieder montieren und zum Schluß kommt noch der Vergaserschieber - die Feder wie gezeigt mit den engen Windungen nach unten.






Wie gezeigt den Schieber nach oben drücken - dann sitzt die Membran fast von alleine in der Nut.






Fertig ist die Laube   - nun hat man die nächsten 10 Jahre Ruhe - vorausgesetzt, man zieht in der Winterpause den Benzinschlauch ab und läßt das Benzin aus der Schwimmerkammer ab.

Übrigens ist die Qualität der originalen Gummiteile im Vergaser hervorragend, selbst nach Jahrzehnten versprödet da nix (Ausnahme: Benzinschlauch) und daher muß in der Regel nichts ausgetauscht werden - ein Glück, da OEM Teile sehr teuer sind und die Keyster aus dem Zubehör nicht gerade durch Passgenauigkeit glänzen. 




Vor dem Einbau des Vergasers sollte man unbedingt den Ansaugstutzen unten kontrollieren - oft hat er schon mehr oder weniger feine Risse  . Ebenso den Ansauggummi zum Luftfilterkasten kontrollieren, hier löst sich oft die Verklebung - also mit hitze- und benzinfester Dichtmasse neu einkleben.

Beim Einbau des Vergasers den Chokekolben ein schrauben - nur handfest, das Kunststoffgewinde verträgt keine rohe Gewalt. Wenn dieser Kolben abgenutzt ist bzw. die Feder erlahmt ist schließt der Kolben nicht mehr dicht ab. Das Chokeventil der XR650l wird offiziell als Ersatz für die RD02 angeboten, es passt auf alle 650er bis hin zur FMX650.

Bei den ersten Testfahrten roch es verdächtig nach Benzin, außerdem ruckelte sie bei hohen Drehzahlen leicht und der Verbrauch war mit trotz moderater Fahrweise recht hoch - daher musste der Vergaser nochmals raus, um das Schwimmerventil zu erneuern.