Honda XR650L
Ende 1992 wurde in den USA die XR650L als 93er Modell vorgestellt. Dabei wurde der Motor der ebenfalls neuen Tour-Domi in das verstärkte Fahrwerk der XR600 eingebaut. Das Rahmenheck hingegen hat anscheinend keine sichtbaren Verstärkungen, hat aber im Gegensatz zur XR600 Fußrasten für den Sozius serienmäßig. Außerdem bekam sie eine komplette elektrische Anlage mit Blinkern und H4 Scheinwerfer, sogar das Abgasreinigungssystem SLS war an Bord. Mit 160kg vollgetankt war die XR650L zwar deutlich schwerer als eine XR600, aber mindestens 16kg leichter als eine NX650. Damit wäre die XR650L eine gute Ergänzung zur Dominator gewesen, doch leider wurde sie nie offiziell nach Deutschland importiert. Die XR650L wird in den USA bis heute praktisch unverändert angeboten, für vergleichsweise günstige 7300$ -und das, obwohl sie in Japan produziert wird.
Bei den ersten Highway-Tests stellte Honda fest, das die Öltemperaturen schnell in bedrohliche Regionen stiegen - also wurden einfach links und rechts Lufthutzen angebracht, die die Temperatur um ca 10C° senkten (und sicherlich günstiger als ein Ölkühler ala XR400 waren). Aber auch mit Hutzen zeigt das Ölthermometer bei der XR650L bei schneller Autobahnfahrt 130C° und mehr an. Ölkühler sind deshalb auch für XR650L Fahrer ein Thema, mit dem Sutton Kühler gibt es sogar plugandplay Sets.
Da der XR Motor unverändert von der Dominator übernommen wurde hat er auch dessen Stärken und Schwächen - mit einer zusätzlichen: das Hinterrad hat wie in der XR600 keinen Ruckdämpfer.
Diese 93er XR von Vogg aus dem XR Forum hat nun ca 60.000km auf dem Tacho und ist mit einem 15l IMS Tank und selbstgebauten Träger tourentauglich. Die Getriebeausgangswelle musste wegen defekter Verzahnung (was bei den Domis mit Ruckdämpfern im Hinterrad sonst m.W. nie ein Problem darstellt) gewechselt werden, während die Getriebezahnräder laut Besitzer noch gut aussahen.
Die Ventilsitze wurde anscheinend schon einmal vom Vorbesitzer mit Übermaßringen repariert - und vermutlich gerade deswegen riss der Zylinderkopf bei 40.000km und ein Sitz rutschte wieder raus. Diesmal wurde ein guter, gebrauchter Kopf montiert. Und auch die CDI war schon nicht mehr die originale und musste vom Besitzer nach gelötet werden. Zusätzlich war auch noch ein Kontakt vom Stecker auf der Platine lose, mutmaßlich weil das Kabel zur CDI sehr kurz ausgefallen ist und leicht unter Zug stand. XR650L und NX650 (jeweils alle Baujahre) haben identische CDIs , Ersatz wird es daher noch lange geben.