Gebrauchtkauf / Kaufberatung 2020

Lange Jahre waren die Preise für gebrauchte Domis ziemlich im Keller, auch gut erhaltene Exemplare waren schon für deutlich unter 1000€ zu haben. In den letzten Jahren ist das Preisniveau deutlich gestiegen. Teileträger und unvollständige Maschinen bekommt man um die 1200€, für gut gepflegte Exemplare werden auch schon wieder 2000€ und mehr aufgerufen. Besonders teuer gehandelt werden sehr gut erhaltene Ur-Domis,  aber auch die letzten Baujahre (RD08). Ein besonderer Fall sind die in den letzten Jahre epidemisch auftretenden Custom Umbauten, mit teilweise  sehr unrealistischen Preisvorstellungen.

Prinzipiell gilt auch besonders bei der Dominator: das bessere Motorrad ist der bessere Kauf. Motorrad Neulinge sollten unbedingt darauf achten, eine unverbastelte Domi mit wenig Kilometer (maximal 60.000km) und mit Wartungsnachweisen zu kaufen. Denn dem RFVC Motor fehlt ganz grundsätzlich eine Eigenschaft, die man bei einer Honda eigentlich voraussetzt: er ist nicht narrensicher. Wartungsschlamper oder Schlumpfschrauber können ihm ruckzuck den Kragen umdrehen oder soweit schädigen, das er nur noch für wenige km gut ist, bevor er sein Leben aushaucht. Dabei müsste man sich aber nur an wenige Regeln halten, um ihn ein langes Leben zu ermöglichen.

1. Springt der kalte Motor (vorher überprüfen, ob der Motor vorher warm gefahren wurde) sehr schlecht an ist wahrscheinlich das Zündsteuergerät (vulgo CDI) defekt. 

Wichtigstes Kriterium: der Motor läuft, wenn alles in Ordnung ist, mechanisch leise, jedes Klappern bedeutet daher „Finger weg“. Dem oft gehörten Argument „da müssen nur die Ventile eingestellt werden“ ist mit äußerstem Misstrauen zu begegnen, da sich das Ventilspiel nicht von alleine erweitert und daher entweder ein Indiz ist für misslungene doityourself Wartung oder schlimmstenfalls für einen lockeren Ventilsitz.  In seltenen Fällen ist ein defekter Autodeko auf der Nockenwelle der Geräuschverursacher. Manche Motoren klappern (Ventiltrieb) bzw. rasseln (Steuerkette) allerdings beim Kaltstart ganz leicht, bei warmen Motor sollten dann aber die Geräusche verschwinden.

Beim Anlassen auf das Geräusch vom Anlasser achten - ein kreischendes Geräusch deutet auf ein defektes Anlasserlager oder korrodiertes Anlassergetriebe hin. Stirbt der warm gefahrene Motor an der Ampel ständig ab (ploppundaus) kommt neben einem verdrecktem/verstellten Vergaser auch ein gerissener Ansaugstutzen als Ursache in Frage. Nach der Fahrt kontrollieren, ob irgendwo am Motor feuchte Stellen ein Ölleck (selten) verraten. Und auch eine Schnupperprobe kann nicht schaden, riecht es nach verbrannten Öl könnten die Ölschaftdichtungen (selten) hinüber sein, meist hat jedoch der Vorbesitzer nur zuviel Öl eingefüllt. Riecht es nach Benzin könnte entweder das Schwimmerventil oder der Benzinhahn undicht sein - beides ebenfalls eher seltene Schäden.

  (Nummern sind nicht anklickbar, war mir zu viel Arbeit)

2. Den Ölstand im Rahmentank überprüfen. Zum einen sagt die Menge und der Zustand des Öls schon etwas über den Pflegezustand aus, zum anderen könnte ein leerer Öltank Anzeichen für eine schwächelnde Ölpumpe sein.

3. Auf der anderen Seite sollte der feste Sitz des Schalthebels überprüft werden - besonders die ersten Baujahre haben ein Problem mit sich ständig lockerndem Hebel. Bei dieser Gelegenheit den Kettenschleifer auf der Schwinge kontrollieren - bei vernachlässigten Maschinen ist dieser oft durchgeschliffen und die Schwinge beschädigt. Diese hat übrigens fast immer Rostspuren - auch bei gepflegten Maschinen.

4. An der Auspuffanlage nach Rost suchen - die Krümmer waren 1988 und ab 1995 aus Edelstahl. Die Schalldämpfer sind serienmässig recht dauerhaft beschichtet, bei Rostansätzen hat sich Aluminium Flammspritzen seit Jahren bewährt. Die besonders begehrten Ur-Domi Schalldämpfer mit den großen Auslässen hatten in Deutschland nur die mit Baujahr 1988 und sind nur noch schwer zu beschaffen.

5. Weiter zum Fahrwerk - die Lenkkopflager scheinen etwas unterdimensioniert zu sein und sind oft schon nach 50.000km am Ende.

6. Die Umlenkung hingegen fällt solide aus, von unteren Federbeinlager einmal abgesehen. Daher ist meist wenig Spiel spürbar, man sollte aber spätestens beim nächsten Kettenwechsel die Umlenkung verlegen und neu einfetten. Die Schwingenlager der NX650 sind erfreulich haltbar, der Austausch in Eigenregie ist möglich  http://forum.nx250.de/viewtopic.php?f=23&t=1612   .

7. Die Nissin Bremszangen benötigen regelmäßige Reinigung, sondern neigen sie - besonders bei Ganzjahresmaschinen zum Klemmen. Besonders das Vorderrad läßt sich dann nur noch schwer drehen. Die geschlitzten Bremsscheibe vorne halten nicht besonders lange und sind meist nach 40.000km verschlissen. Nach dem Kauf sollte man besser einen Blick in die Reservoire der Bremszylinder werfen - findet man dort Gammel, sollten sie zerlegt und gereinigt werden. Beim Fußbremszylinder muss dieser leider zur Kontrolle zerlegt werden.

8. Die Verkleidung ist - besonders bei der RD02 bis 1993 - sehr empfindlich und eigentlich so gar nicht für eine Enduro geeignet. Schon beim kleinsten Umfaller gibts ausgedehnten Bruch. Wer Wert auf eine orginale Lackierung legt sollte sich unbedingt eine Domi mit intakter Verkleidung suchen - Verkleidungsteile / Aufkleber sind schon größtenteils ausverkauft. Eine originale Restaurierung einer demolierten Verkleidung ist daher kaum noch möglich.

9. Bei den Rädern nach Korrosionsschäden suchen - die Felge neigen bei Winterbetrieb zu "Blätterteig".  Die Speichen hingegen werden schon bei sommerlichen Regenfahrten stumpf und fleckig. Die Speichen sind dank der wenig gekröpften Enden wenig bruchanfällig - mir ist noch nie eine Speiche gebrochen - aber die verzinkten Speichennippel sind meist festgerostet und lassen sich kaum noch lösen http://forum.nx250.de/viewtopic.php?f=23&t=1729".

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Domis mit hoher Laufleistung sind nicht prinzipiell auszuschließen, man sollte sich aber bewusst sein, das ab ca. 80.000km Laufleistung dann doch einige Teile erneuerungsbedürftig sein könnten - wie bei jedem anderen klassischen Einzylinder auch. Getriebe & Kurbelwelle sind erfreulich haltbar und nur selten geschädigt. Ein höher als üblicher Ölverbrauch (sonst um die 0,2l/1000km) deutet auf einen verschlissenen Zylinder/Ölschaftdichtungen hin, was auch noch relativ kostengünstig zu erneuern wäre. Die Steuerkette ist oft schon deutlich gelängt und rasselt - der Austausch kann zwar auch von ambitionierten Hobbyschraubern erledigt werden, ist aber durch die benötigten Teile (da auch ggf. die Führungsschienen und der Spanner getauscht werden müssten) teuer. Einer Ur-Domi sollte man bei Problemen mit dem Ölstand/Ölverbrauch ein Upgrade auf eine neuere Ölpumpe  gönnen. Eine Überholung des Motors lohnt sich aber nur, wenn der Zylinderkopf in Ordnung ist - ein zünftiger Zylinderkopfschaden übersteigt meist den Zeitwert des Motorrades.