Schrauberfallen NX650

Auch wenn der Aufbau des Motors relativ übersichtlich ist -  zum Schrauben sollten mindestens Grundkenntnisse sowie ein Werkstatthandbuch gehören. Doch auch in diesem sind nicht alle Fallstricke aufgezeigt, weshalb man bei Unklarheiten am besten vorher im Forum nachfragt.

Die größte Schrauberfalle ist der Komplex Ölstandskontrolle, der aber hier schon sein eigenes Kapitel gefunden hat. Beim Einstellen des Ventilspiels ist auf die Drehrichung des Motors zu achten.

Da die Kupplungsfedern schnell erlahmen muss häufiger mal der Kupplungsdeckel runter. Dabei darauf achten, die Hohlschrauben der Ölsteigleitung nicht zu verwechseln - die brünierte mit der großen Bohrung gehört unten hin, worauf das WHB leider nicht hinweisst. Im Kupplungsdeckel wäre der eminent wichtige Simmering auf Beschädigung/Aushärtung zu kontrollieren -  ist dieser beschädigt ist die Ölversorgung der Kurbelwelle nicht mehr gewährleistet. Häufigster Fehler ist eine rausgefallene Alubuchse, die auf der Ölpumpe einen weiteren Dichtring fixiert. Diese ist wirklich nur sehr locker aufgesteckt und fällt leicht raus - am besten sollte das Motorrad dabei zur Seite geneigt stehen und zusätzlich kann man Buchse/Dichtring mit etwas zähem Fett einkleben (keine Dichtmasse verwenden!).  Bei dieser Aktion könnte auch Luft in die Ölpumpe gelangen - daher am besten nach dem Zusammenbau kontrollieren, ob die Ölpumpe auch fördert, falls nicht muss sie entlüftet werden.


Bei einer Motorenzerlegung lauert die vermutlich gemeinste Schrauberfalle überhaupt. Laut WHB sind vor dem Motoreinbau die Ölschläuche rechts unten am Motor festzuschrauben. Dabei ist es reiner Zufall, wenn die Schläuche richtig ausgerichtet sind - am besten markiert man vor der Zerlegung die Position der Schläuche. Mit den heute verfügbaren, sehr schlanken Werkzeugen (z.B. Microspeeder von Proxxon) ist es aber möglich, erst die Schläuche an die Rahmenleitungen anzuschließen und dann erst die Schrauben am Motor anzuziehen. Aber auch wenn die Schläuche am Motor richtig sitzen ist höchste Vorsicht geboten – die Gewebe-Gummischläuche werden mit der Zeit mürbe, hält man dann beim Anziehen der Mutter am oberen Anschluss nicht 100% dagegen verzieht sich der Schlauch. Anscheinend ist so ein verdrehter/verknickter Ölschlauch bei kaltem Öl noch in der Lage, den Querschnitt offen zu halten, sobald er heiß & weich wird gibt er nach und macht dicht. Solchermaßen brutal von der Ölversorgung abgeschnitten gibt sich der Motor nicht mehr mit Petitessen wie eingelaufenen Nockenwellen zufrieden sondern der Kolben frisst innerhalb weniger Kilometern. Schäden am Kolben/Kurbelwelle sind sonst bei der Domi extrem selten, u.a. auch weil durch wetsumping ja sogar eher mehr Öl im Motorgehäuse ist und diese Teile daher immer genügend Schmierung abbekommen. Gerade in letzter Zeit häufen sich jedoch solche Fälle, wohl weil viele Domis umgebaut werden und für die Rahmenlackierung der Motor raus muss.

Honda hatte dann wohl das Problem erkannt und später kürzere elastische Stücke eingesetzt – diese gab es dann auch für ältere Modelle zum Nachrüsten (auf dem Bild rechts ganz links). Leider gibt es sie inzwischen nicht mehr neu zu kaufen. Auf dem Bild rechts zwei der alten Schläuche – der mittlere stammt vom Schadmotor und ist deutlich überdehnt.  Der Besitzer dieses Motors hatte besonders viel Pech - erster Motor Zylinderkopfschaden, der Ersatzmotor nach wenigen km gefressen - ich vermute mal, der hat für alle Zeiten genug von Honda. Der Motor landete dann bei mir, der Kolbenbolzen war buchstäblich am Pleuel festgeschweißt. Immerhin war der Zylinderkopf noch verwendbar.