Restaurierung einer 1988er NX650 - die Basis

Meine eigene Domi war zu stark modifiziert, daher kam sie als Basis für eine originalgetreue Restaurierung nicht in Frage. Ausserdem strebte ich eine Restauration im neueren Sinne an - also keine, bei der alles gestrahlt und neu lackiert wird, sondern eine, bei der eine leichte Patina akzeptiert und erhalten wird. Die begehrtesten Sammlerstücke sind heutzutage Maschinen, die 30 Jahre und älter sind, aber trotzdem aussehen wie eine nur 5 Jahre alte und sehr gut gepflegte.  Das heißt, leichte Gebrauchsspuren sind in Ordnung, ansonsten muss aber der Auslieferungszustand gegeben sein.

Eine geeignete Ur-Dominator  in der richtigen Farbe (schwarz) und in gutem, originalen Zustand zu finden war nicht so einfach - von den sowieso nicht oft verkauften 88ern sind viele entweder unverkäuflich in Liebhaberhänden oder sie wurden nach Motorschäden geschlachtet. Einige haben aus letzteren Grund einen Austauschmotor der späteren Baujahre, erkennbar am fehlenden Kickstarter.  Es wäre zwar möglich, einen Kickstarter einzubauen  , allerdings würde die Motornummer dann nicht mehr zum 88er Baujahr passen. Oft wurde die Domi auch als Gebrauchsmotorrad verschlissen und ramponiert oder womöglich umgebaut - auch diese kamen nicht in Frage, denn Verkleidungsteile oder Aufkleber sind neu nicht mehr erhältlich.

Bei einem renommierten Stuttgarter Motorradhändler war dann schließlich eine schwarze 88er im Angebot, die auf den Bildern ganz gut aussah (auf Bildern sehen sie immer besser aus) - doch war der Tank verbeult und die Verkleidung ramponiert, so dass hier eine komplette Neulackierung nötig gewesen wäre. Außerdem schlackerte der Schalthebel haltlos auf der Welle, ein Schwachpunkt besonders der 88er Modelle.

Endlich wurde doch noch eine ganz in meiner Nähe angeboten.

Honda NX650 Dominator Baujahr 1988 - vor der Restauration

Sie war noch im Erstbesitz (!), die letzten 10 Jahre abgemeldet und hatte daher gerade mal 50.000km auf dem Tacho und  war nur leicht an Heck, Spiegel und Handschützern zeitgenössisch "verschönert" worden. Wichtig aber: der Lack an Rahmen, Tank und Verkleidung war bis auf eine Ausnahme in sehr gutem Zustand, so das ein Aufpolieren reichen würde. Insgesamt ein Glücksfall, den man heute nicht mehr oft findet.

Allerdings hat nur zwei Wochen nach dem Kauf Murpheys Law gnadenlos zugeschlagen - bei Ebay wurde eine ultraseltene, nie in Natura gesehene goldene Ur-Dominator für einen Spottpreis angeboten. Nach einer schlaflosen Nacht war ich ganz froh, das sie dann jemand anders ersteigerte. Hoffentlich weiß der neue Besitzer, was er da hat und hat sie nicht umlackiert oder womöglich umgebaut.

Doch zurück zu meiner schwarzen Domi - der einzige Schaden an der Verkleidung war rechts unten, hier ist sie dem Vorbesitzer an der Tankstelle umgefallen. Der Aufkleber ist unbeschädigt - so müßte es reichen, die Risse minimalinvasiv mit  Aceton zu kleben und den Lack nur an dieser Stelle auszubessern. Ein weitere Glücksfall - die originalen Spiegel, Blinker und Handschützer (vulgo Elefantenohren) hatte der Vorbesitzer aufbewahrt und waren neuwertig.

Ebenso wie die auf dem Bild fehlende Gabelverkleidung. Die Krümmer sind nicht mehr ganz so schön, trotz Edelstahl gibt es hier leichte Korrosionsspuren. Neu sind sie nicht mehr erhältlich und Edelstahl Krümmer   aus dem Zubehör sind halt nicht orginal.

Der Motorlack ist noch sehr gut erhalten und fast komplett - sonst blättert dieser oft durch Korrosion ab. Das Krümmerschutzblech wurde mal umlackiert. Auch die Soziusfußrasten sind noch sehr gut - bei hohen km-Ständen sind sie meist ausgeschlagen.

Honda NX650 Dominator 1988 Lenker

Der goldglänzende Lenker hat Rostansätze und der Klarlack war auch schon abgeblättert. Hier hatte ich zum Glück  Ersatz im meinem Lager, denn die Lenker sind schon längst ausverkauft. Spätere Baujahre waren nur matt lackiert .

Am Heck war der Bügel und das Schutzblech der Tour-(d)omi    verbaut worden - auch hier waren zum Glück die originalen Teile samt Blinker noch vorhanden. Und auch die Schalldämpfer sind noch gut erhalten, sonst rosten sie gerne an den Rohren durch. Für eine dauerhafte Beschichtung bietet sich das bewährte Flammspritzen   an.